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11 Juli 2024

Ruinensicherung nach einer Katastrophe | Heißkalkmörtel – eine alte Technik neu eingesetzt

Ruinensicherung nach einer Katastrophe | Heißkalkmörtel – eine alte Technik neu eingesetzt
11 Juli 2024

Baudenkmäler und andere Kulturgüter im Katastrophenfall schnell und fachgerecht zu sichern, ist Ziel der Cultural Heritage Response Unit (CHRU) des Projektes KulturGutRetter. Um immobiles Kulturgut effektiv notversorgen zu können, wenden Fachleute, wie Dr. Wanja Wedekind (DAI) verschiedene Techniken an, darunter auch die Nutzung des historischen Baustoffs Heißmörtel.

Im Falle eines Erdbebens oder einer anderen Naturkatastrophe wird die Cultural Heritage Response Unit (CHRU) des KulturGutRetter-Projektes zukünftig an den Katastrophenort fliegen und Baudenkmale und Kulturobjekte notkonservieren, dokumentieren und vor weiteren Schäden schützen. Zerstörungen in Folge von Naturkatastrophen oder mechanischen Schockeinwirkungen machen oftmals eine strukturelle Intervention in die historische Bausubstanz notwendig. Den Fachleuten der CHRU stehen in einem solchen Fall mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Einsatzkräfte des THW und Bergungsexperten der KulturGutRetter können beispielsweise anliegende Stützvorrichtungen anbringen. Diese ist allerdings häufig nur in einem begrenzten Maß einsetzbar, wenn die historische Bausubstanz kleinteilig ist. Um die Verzahnung gestörter Mauerwerksstrukturen wiederherzustellen, werden in der Regel zementhaltige Baustoffe und maschinelle Verspritz- und Verpress-Techniken aus dem modernen Bauwesen eingesetzt. Diese führen an der Architekturoberfläche zu einer Verunklärung der historischen Erscheinungsform, sind zumeist nicht reversibel entfernbar und reagieren im schlimmsten Fall mit den historischen Baumaterialien zu schädigenden Nebenprodukten. Im Fall der Bildung des Treibminerals Ettringit können diese in ähnlicher Form zerstörerisch wirken wie die Katastrophe selber.

Vorher – Nachher: Ein Mauerloch wird mit Heisskalkmörtel verfüllt und restauriert | Foto: Wanja Wedekind.

Die Fachleute für Immobiles Kulturerbe der KulturGutRetter nutzen deshalb zukünftig eine andere historische Technik und reversible Materialien, um eine zügige Materialstabilität herzustellen. Hierzu werden sogenannte Heißkalkmörtel eingesetzt. Heißkalkmörtel stellen eine zügige Frühfestigkeit her, breiten sich etwas aus, womit sie sich ideal mit der kleinteiligen Struktur verzahnen, und verfügen über eine sehr gute Anbindung an fast alle porösen Materialien. Heißkalkmörtel eignen sich auch als Opferputze und verbinden sich mit durchnässtem und salzbelastetem Mauerwerk und bilden eine hohe Speicherkapazität für bauschädliche Salze aus. Fast jedes Aggregat kann mit dem Bindemittel verwendet werden und ist ebenfalls mit Lehmbaustoffen kompatibel. Auch im erhärteten Zustand bleibt der Mörtel ein Kalkmörtel ist also relativ einfach und in schonender Weise entfernungsfähig.

Irak: Stabilisierung der inneren Lehmmauerfüllung mit Heißkalkmörtel | Foto: Wanja Wedekind.

Dr. Wanja Wedekind, Experte für die Konservierung von Baudenkmälern im KulturGutRetter Projekt am Deutschen Archäologischen Institut ist mit der Technik gut vertraut und hat sie im Rahmen von internationalen Ausgrabungs- und Konservierungsprojekten häufig erprobt. So z.B. an zweischaligem Mauerwerk in der Altstadt von Erbil (Irak) oder in Petra in Jordanien aber auch an zahlreichen historischen Gebäuden in Deutschland. „Die Verarbeitung des Mörtels benötigt Schnelligkeit und Übung, weshalb die Einheit für die Sicherung von Monumenten eine gesonderte Ausbildung für eine denkmalgerechte Ruinensicherung erhält. Fachleute und Praktiker sind sich nach einem Kennenlernen des Materials und seiner Vorzüge einig: Einmal Heißkalk – immer Heißkalk.“ sagt Dr. Wedekind.

Dr. Wanja Wedekind schult während des KulturGutRetter-Trainings 2024 Freiwillige im Umgang mit Baudenkmälern im Katastrophenfall | Foto: DAI, Eva Götting-Martin.

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