Am 3. und 4. Juli 2025 stellte das Projekt KulturGutRetter im Logistikzentrum des THW in Hilden die speziell für die „Cultural Heritage Response Unit“ (CHRU) entwickelte Einsatzausstattung zur Notversorgung von Kulturgütern nach Katastrophen europäischen Partner:innen vor.
In einem Logistikzentrum des Technischen Hilfswerks (THW) in Hilden wird zukünftig die Spezialausstattung der geplanten Auslandseinsatzeinheit „Cultural Heritage Response Unit“ (CHRU) für mögliche Auslandseinsätze bereitstehen. Neben Bestandteilen zur autarken Einrichtung einer Base of Operations (BoO), einer temporären logistischen und operativen Einsatzbasis der Einheit am Einsatzort, besteht diese vor allem aus Spezialwerkzeugen und -material zur Dokumentation und schnellen Notversorgung von beschädigten oder bedrohten Kulturgütern im Ernstfall. So wird die CHRU bald in der Lage sein, im Rahmen des internationalen Katastrophenschutzes aus Deutschland zur Notversorgung von Museen, Baudenkmälern, Sammlungen oder Archiven weltweit beizutragen.

Vorstellung der Ausstattung für die Erstssicherung und Stabilisierung von immobilen Kulturgüter bei den EU-Partnern. Foto: Constance Domenech, DAI.
Ein Studienbesuch für die europäischen Partner
Anfang Juli reisten Verteter:innen aus Italien, Frankreich, Türkei und Portugal nach Hilden, um sich über die Ausstattung zu informieren und diese in Augenschein zu nehmen. Die Veranstaltung ist Bestandteil einer über die europäischen Grenzen hinaus gehenden Zusammenarbeit zwischen Fachleuten für Katastrophen- und Kulturgutschutz. Sie findet im Rahmen des EU-kofinanzierten Projekts PROCULTHER-NET2 statt, das darauf abzielt, kulturelles Erbe in den Europäischen Katastrophenschutz (UCPM) zu integrieren und gemeinsame europäische Standards zu entwickeln.
Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) und das THW sind gemeinsam Partner in dem EU-kofinanzierten Projekt und Deutschland damit eines der wenigen Länder, das Katastrophen- und Kulturgutschutz miteinander verbindet: „Die Einblicke der vergangenen Tage waren wertvoll, weil uns Ansätze und eine Ausstattung gezeigt wurden, die wirklich neu sind und die es sonst nirgendwo in Europa gibt. Die CHRU entspricht ganz dem Geist von PROCULTHER-NET2. Die europäischen Partner:innen waren besonders interessiert, weil sie in ihren eigenen Ländern gerne Vergleichbares nachbauen würden. Wir waren beeindruckt, wie koordiniert die Expert:innen aus dem Bereich Kulturerbe und dem Katastrophenschutz zusammenarbeiten – ihren Teamgeist konnten wir regelrecht spüren,“ betonte Nadia Francaviglia, Assistant Project Manager, PROCULTHER-NET2.

Vorstellung der neuesten Entwicklungen im Projekt KulturGutRetter. Foto: Constance Domenech, DAI

EU-Partner testen das Modul für die Trockenreinigung des mobilen Labors. Foto: Constance Domenech, DAI.
Equipment für Kulturerhalt
Die Bestandteile der Ausstattung spiegeln die am Projekt und im Einsatz beteiligten Expertisen der drei Projektpartner DAI, THW und LEIZA (Leibniz-Zentrum für Archäologie) wieder. Entsprechend besteht die Ausstattung aus:
– Logistikkomponenten (Base of Operations, d. h. Infrastruktur für die autarke Unterbringung der CHRU am Einsatzort, wie Stromversorgung, Sanitäranlagen, Unterbringung, IT- & Kommunikations-strukturen etc.)
– Spezialausstattung für die Notversorgung des gebauten Erbes: Vermessungsgeräte für die digitale 2D- und 3D- Dokumentation, Werkzeuge und Materialien für die fachgerechte Reinigung und Dekontamination, Sicherung, Stabilisierung und Notkonservierung sowie ggf. Demontage und Bergen von beschädigten Gebäudebestandteilen und ihrer Ausstattung.
– Spezialausstattung für die Notversorgung von mobiler Kulturgüter: v. a. in Form eines mobilen Notkonservierungslabors aus schnell auf- und abbaubaren Modulen für die serielle Registrierung, Nass- und Trockenreinigung und Dokumentation von Sammlungs- bzw. Archivgut.
-Der Hard- und Software für die voll digitale Einsatzdokumentation, in der das betroffene Kulturgut erfasst, Schäden bewertet und Notmaßnahmen dokumentiert werden.



CHRU Ausstattung für immobile Kulturgüte, mobile Kulturgüte und IT. Fotos: Constance Domenech, DAI