Für die Freiwilligen der Einheiten „Immovable Cultural Assets (ICA)” und „Movable Cultural Assets (MCA)” der CHRU wurden im Jahr 2025 zwei vertiefende Fachausbildungen organisiert. Ziel dieser Veranstaltungen ist es, die Kenntnisse der Teilnehmenden über die Arbeitsabläufe zu vertiefen, sie in praktischen Übungen anzuwenden und gleichzeitig die Teamarbeit zu fördern.
Fachausbildung ICA in der Prignitz
Vom 23. bis 26. Juni 2025 versammelten sich Freiwillige der Einheit “Immovable Cultural Assets (ICA)” in der Prignitz, um unter Anleitung des KulturGutRetter-Teams praxisnah die Abläufe zur Notdokumentation und Erstsicherung von Bauwerken zu trainieren. Insgesamt übten 13 Teammitglieder der interdisziplinären ICA-Einheit – bestehend aus Zivilschutz- und Kulturgutexpert*innen – die Anwendung von Minimum Standard Procedures (MSPs) und testeten dabei ihre Ausstattung an zwei denkmalgeschützten Objekten: der Burgruine Mesendorf und der Plattenburg bei Perleberg. Unterstützt wurden sie von einem Structural Engineer und einem Liaison Officer des THW. Zudem konnte die Rolle eines Cultural Heritage Advisors erstmals in Rahmen einer simulierten Erstbegehung eingebunden werden, um die Standsicherheit sowie potenzielle Gefahrenquellen zu bewerten und statische Fragestellungen zu adressieren.
Arbeiten an der Burgruine Mesendorf bei Pritzwalk, Foto: T. Busen, DAI
Die gesamte Ausstattung der ICA-Einheit, bestehend aus 18 Kisten auf drei Paletten, wurde zur Durchführung der Veranstaltung vor Ort bereitgestellt. Die Werkzeuge sind in mehrere Gruppen gegliedert, die im Wesentlichen den verschiedenen Aufgabenbereichen der ICA-Einheit entsprechen: allgemeine Werkzeuge, Reinigung und Dekontamination, Sicherungsmaterial, Stabilisierung von Objekten, Stabilisierung mit Gips und Mauerwerk, Notfalldokumentation, sowie Kletterausrüstung. Die Übungen ermöglichten es den Freiwilligen, sich mit den Werkzeugen vertraut zu machen und deren Eignung für die jeweiligen Anforderungen zu prüfen.
ICA Ausstattung. Foto: T. Busen, DAI
Im Mittelpunkt der Ausbildung standen die schnelle Notdokumentation, die Schadensaufnahme und -bewertung sowie insbesondere die Durchführung von Notsicherungsmaßnahmen im Bereich der Ruinensicherung. Zu Beginn wurden die Teilnehmer in vier Teams aufgeteilt: Zwei Teams dokumentierten und vermaßen, zwei Teams übernahmen die Schadensbewertung und die Umsetzung der konkreten Maßnahmen. Mithilfe von UAV und Laserscanning wurden präzise 3D-Daten der Burgruine Mesendorf erzeugt, die sich zur Erstellung von Schnitten und Orthomosaiken eigneten. Die instabilen Feldsteinmauern konnten mit einem speziell angepassten Kalksandmörtel und Spiralankern stabilisiert werden. Eine Modifikation des Mörtels durch Zugabe von Branntkalkpulver sorgte für eine schnellere Erstfestigung und Volumenzunahme, wodurch die Arbeitsprozesse beschleunigt und die Verbindung zum historischen Mauerwerk optimiert wurden. Innerhalb von zwei Tagen ließen sich dadurch größere Teile der Ruine sichern.
Vorbereitung und Auftragung von Kalksandmörtel. Foto: T. Busen, DAI
Im Knappenhaus der Plattenburg erfolgte eine Begehung durch ein Erkundungsteam, das eine erste Gefährdungsbeurteilung und Einschätzung der Stabilität vornahm. Parallel dazu führte ein Dokumentationsteam die Vermessung von Fixpunkten an der Fassade durch, um ein Monitoring möglicher Bewegungen und Deformationen der Bauteile zu ermöglichen.
Foto: S.Erhan, DAI
Die Arbeit an den beiden Baudenkmälern zur Durchführung der Fachausbildung ICA wurde ermöglicht durch die Vermittung durch das Sachgebiet Denkmalschutz des Landkreises Prignitz sowie, im Fall der Burgruine Mesendorf, durch die große Unterstützung der Gemeinde Pritzwalk als Eigentümerin des Denkmals.
Fachausbildung MCA in Hilden
Vom 22. bis 24. Oktober 2025 fand im Logistikzentrum des THW in Hilden eine von LEIZA ausgerichtete Fachausbildung zur Bergung und Notkonservierung mobiler Kulturgüter statt. Die Freiwilligen der Einheit „Movable Cultural Assets“ (MCA) wurden dabei vom LEIZA-Team, einem IT-Experten des DAI sowie den Kolleg*innen des THW (Logistik) unterstützt.
MCA-Fachausbildung in THW-Logistikzentrum, Hilden. Foto: LEIZA
Im Bereich MCA standen in diesem Jahr die Bergung, Reinigung und Trocknung nasser Objekte im Vordergrund. Unter anderem wurden der Umgang mit der digitalen Dokumentation mithilfe der App QField sowie das Auf- und Abbauen des Nassreinigungsmoduls des mobilen Notkonservierungslabors geübt. Letzteres erweist sich aufgrund des Anschlusses von Druckluftkompressor und Wasserbrausen doch recht komplex.
Anschluss des Druckbehälters. Foto: LEIZA
Besprochen und praktisch geübt wurde der Umgang mit verschiedensten Materialien in drei unterschiedlichen Szenarien – Überflutung (Matsch mit Wasser), Brand mit Löschwasserschäden (feucht und Ruß) sowie Wasserrohrbruch (nass), jeweils unter Einbeziehung des zur Verfügung stehenden Equipments der CHRU.
Bergung im Matsch und Nassreinigung. Fotos: LEIZA
Die im Vorfeld zur Verfügung gestellten Lehrinhalte sowie ein Taschenkalender mit minimalen Standards bildeten unter anderem die Grundlage der praktischen Übung. Die Teilnehmenden waren hoch motiviert; es wurde viel diskutiert, sich ausgetauscht, ausprobiert und resümiert. Die Erfahrungen aus dieser Fachausbildung haben gezeigt, dass insbesondere der Austausch zu einem verbesserten, gemeinsamen Agieren von Einsatzkräften und Freiwilligen führt.
Foto: LEIZA
